Es ist spät am Abend, es ist Wochenende, es ist Wies´n-Zeit: Die Saison der zwanghaften Vergnügung ist eröffnet. Ich sitze in einem Café in der Münchner Innenstadt und betrachte durch das große Fensterglas das bunte Treiben auf der Straße. Vor nur wenigen Minuten hieß es auf dem Oktoberfest „nichts geht mehr!“ und nun bewegt, nein: torkelt der träge Besucherstrom an meinem Ausguck vorbei. So viele Menschen, so viele Wünsche, so viele Ziele... und doch nur eine Richtung. Macht es da einen Unterschied, dass die Wege unterschiedlich zu sein scheinen? Einer nach dem anderen ziehen sie vorbei. Wohin, wohin  nur? Was wartet am Ende als das Ende selbst?

Ich schaue zu meiner Begleitung, was ich jetzt brauche, ist ein Moment der mentalen Zweisamkeit, eine kurze Berührung der Seelen.

„Wohin die nur alle gehen?“, ich meine die Frage rhetorisch und metaphorisch, wer könnte mir die Antwort geben? „Die gehen alle zu After-Wies´n-Partys“ höre ich.

Als ich ein Kind war, durfte ich mir manchmal ein buntes Getränkepulver in ein Glas Wasser kippen: Im Nu war aus Wasser Quench geworden. Ich liebte den süßen Geschmack künstlicher Himbeere und Zitrone. In diesem Moment schaue ich in mein Glas vor mir auf dem Tisch, betrachte die gelbliche Färbung des Sanddorn-Secco-Mix und es ist, als ob ich, ungewollt, an einem Quench der Einsamkeit nippe. Kann es, darf es denn kein Miteinander geben? Ist diese Mauer so undurchdringbar, die das Ich vom Du trennt? Oh, Welt, sag´mir doch, einmal nur, welcher Begriffe du dich bedienst, um dich zu zeigen! Was ist dein zureichender Grund?

Wir alle habe eine begrenzte Zeit zur Verfügung, die Zeit zwischen Geburt und Tod – im Nachhinein wird sie zum Leben, im Nachhinein verleihen wir ihr Sinn. Doch während wir SIND, sind wir kaum imstande, uns lebendig zu spüren. Brav gaukeln wir uns vor, dem, was wir tun, Sinn abringen zu können. „Streng´ dich nur ein wenig mehr an und du nimmst sie schon noch wahr, die Einmaligkeit, die Unwiederbringbarkeit des Augenblicks“ scheint das Motto zu sein. Und sofort marschieren wir im Gleichschritt weiter, alle in die eine Richtung, derer sich kaum jemand gewahr ist.

Vielleicht haben wir schließlich zu akzeptieren, dass all jene kurzen Momente, in denen wir das vage Gefühl einer transzendenten Sinnhaftigkeit beinahe körperlich spürten, nur Zauberei waren. Für uns alle gibt es nur eine Richtung, wir alle sind wie Lemminge, einer folgt dem anderen in den Tod. Das blinde Taumeln, nicht das Ziel der Reise, ist, was erschrecken muss.

Halte inne. Wähle deine Sorte Quench, wähle ganz bewusst: Wähle das Miteinander. Denn das ist, woran du glauben kannst, über alle Enttäuschung hinweg, durch alle Einsamkeit hindurch, wenn auch nur als Idee.

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