Der Morgen ist noch kühl, als ich los laufe. Später, bald schon, wird das Thermometer in die Höhe schnellen, wird 35 Grad und mehr anzeigen. Und ich, ich werde mich, träge und eingelullt, der Sonne hingeben, meine Haut ihre Strahlen trinken lassen, spüren, wie sie mich nach und nach erfüllt.

Doch noch ist Zeit zum Laufen: Wie ich es genieße, ohne Schuhe am Strand entlang zu joggen, den noch kühlen, feuchten Sand unter meinen Fußsohlen zu spüren, ungefiltert wahrzunehmen, wie mein Körper durch sein Gewicht ein wenig in der Weichheit einsinkt. Und dann holt sich das Meer mit der nächsten verebbenden Welle seinen Platz zurück, füllt meine Spuren mit Salzwasser, manchmal schmatzt es dabei, und wenn ich zurück blicke, sehe ich eine wieder unberührte, glatte Ebene.

Der Ozean glitzert im Morgenlicht, als ob sein Blau alle Farben in sich trüge... Wenn ich die Augen zusammenkneifen, kann ich all die Chimären und Fabelwesen auf den Wogen tanzen sehen. Ich brauche sie nicht zu jagen, auch sie nicht mich. Wechselseitig nehmen wir unsere Existenz zur Kenntnis, haben uns im nächsten Ausatmen bereits vergessen, denn jeder hat mit seinem Leben schon genug zu tun.

Dort hinten sehe ich, schemenhaft nur, jemanden in einer Grube stehen. Schon bis zum Hals ist er in dem länglichen Loch. Er schaufelt Sand, der in einem elliptischen Bogen hinter ihn fliegt.
Irritiert halte ich darauf zu. Wieder einmal echoen die Lieblingsworte meiner Lieblingsfreundin durch meine Erinnerung: „Wie kann jemand so Blitzgescheites so unsagbar dämlich sein!“ und was sie meint ist, immer wieder, dass es ihr schwer fällt zu verstehen, weshalb ich lieber Dingen auf den Grund gehe statt wegzurennen. Was sie meint ist, weshalb ich so gutgläubig bin, Menschen so lange Gutes unterstelle, bis sie mich eines Besseren belehren. Dutzende Male hatte sie Recht mit ihrer Vorsicht, einige Male nicht. Doch diese Male, in denen Menschen sich als zu Guten fähig und bereit erwiesen, potenzieren sich, zählen mehr als jede entlarvte Täuschung.

Endlich bin ich bei ihm, bei meinem alten Freund: Zahnlos grinst mir der Tod aus seiner Grube heraus zu. „Long time no see“ lacht er mich an und ich zucke mit den Schultern. „Vermisst habe ich dich nicht“, entgegne ich und will wissen, was er denn da tut.
„Schau selbst“, sagt er, und deutet mit seiner Schaufel aus der Grube hinaus hinter sich.
Endlich hebe ich den Blick und sehe: Der Sand, der aus der Grube kam, hat sich zu einem riesigem Sandschloss geformt, mit Türmchen, Hängebrücken, Dachgiebeln und Fenstern. Natürlich führen auch Türen hinein. „Ich schaffe Leben“, flüstert der Tod, „macht es euch zu eigen!“
Ich pflücke Muscheln aus dem Sand, schmücke das Schloss, mein Schloss, damit, ziehe ein und sehe gleichzeitig zufrieden, dankbar, von außen zu, wie das Meer, Welle für Welle, an das Schloss schwappt und wieder in sich aufnimmt.


Wie verbunden, frei und leicht wir doch alle sind!

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